Bürgermeister Sebastian Thaler im Jahresgespräch

Kategorie: Aktuelles

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Ein Rückblick, ein Ausblick, ein Überblick – all das gab es im Gespräch mit Bürgermeister Sebastian Thaler im Januar 2021

„Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft in Eching sind ein großartiges Signal in harten Zeiten“

Ein Rückblick und Ausblick auf und ein Überblick über das, was wichtig ist in der Gemeinde Eching und ihre Entwicklung in Zeiten von Corona und danach, darüber unterhielten sich IKOS Verlagsleiter Heiko Schmidt und Journalistin Ulrike Wilms zu Jahresbeginn 2021 mit Bürgermeister Sebastian Thaler im Echinger Interimsrathaus, coronaconform und auf Distanz.

 

Es ist schon fast in Vergessenheit geraten, im März 2020 fanden Bürger- und Kommunalwahlen statt – und es kam zu einer Neubesetzung des Gemeinderates: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit im Gremium?
Anders als vor der Wahl verfüge ich nun über eine stabile Mehrheit. Aus meiner Sicht erfreulich ist, dass wir ein Referentenkonzept auf den Weg bringen konnten. Ich bin sehr froh über die Zusammensetzung mit elf neuen Räten und auch über die gute Zusammenarbeit, bei der es allen um die Sache geht.

„Wir werden ab Mai 2021 wieder in der Ortsmitte
für unsere Bürgerinnen und Bürger da sein.“

Bürgermeister Sebastian Thaler

Inwieweit mussten Abstriche in der kommunalpolitischen Arbeit gemacht werden?
Ein Gemeinderat, der in Reihen mit Abstand tagt anstatt an einem runden Tisch, kommt einem schon befremdlich vor. Unsere Sitzungen konnten wir aber fast alle wie geplant unter Hygieneauflagen durchführen, dank des Saales in unserem Bürgerhaus.

Wie stark hat Corona die Gemeindeverwaltung beeinträchtigt beziehungsweise verändert?
Ein Rathaus sollte eine offene Anlaufstelle für alle sein. Das war im Corona-Jahr leider nicht möglich. Wir mussten für den Parteiverkehr teilweise schließen, Termine gab/ gibt es nur nach vorheriger Anmeldung.
Aber auch hinter geschlossenen Türen wurde einiges vorangebracht. Die IT konnte zum Teil bereits umgestellt werden. Als positiver Effekt ist die Akzeptanz zum Home Office deutlich gestiegen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die eine oder andere coronabedingte Umstellung auch zu einem dauerhaften Umdenken führt, beispielsweise Videokonferenzen abzuhalten anstelle von aufwändigen und mit teils längeren Anfahrten verbundenen „Präsenztreffen“. Damit ließe sich viel Zeit sparen.

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Was bleibt Ihnen aus dem vergangenen Jahr besonders positiv in Erinnerung?
Gefreut hat es mich, mit wie viel Verständnis und Rücksicht unsere Beschäftigten, Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vereine und Institutionen wie Nachbarschaftshilfe und ASZ, mit der für uns alle ungewohnten und schwierigen Situation umgegangen sind – und Verantwortung für andere, für die Gesellschaft übernommen haben. Alle haben verstanden, dass wir da „zusammen durch“ müssen. Wenn ein Madlverein Einkaufsdienste für Senior*innen anbietet, wenn Musikschullehrkräfte kurzerhand per Video-Chat ihre Schüler*innen unterrichten oder wenn Lehrkräfte und Erzieherinnen über Telefon, Video und Online-Angebote oder Bastelanleitungen zum Abholen stets den Kontakt zu ihren Kindern halten, dann sind dieser Zusammenhalt und diese Hilfsbereitschaft ein großartiges Signal in einer harten Zeit.

Was hat Sie besonders geärgert und betroffen gemacht?
Was gar nicht geht, dass politische Gegner versuchen, auf einer persönlichen Ebene unwahre Behauptungen in den Raum zu stellen, um jemanden persönlich zu diffamieren. Aus meiner Sicht ist dies ein Armutszeugnis.

Wie stark ist Eching von wirtschaftlichen Einbrüchen betroffen?
Im Moment können wir nicht jammern, dank des staatlichen Ausgleichs kommen wir gut zurecht, müssen natürlich vorsichtig planen. Glücklicherweise ist unser Branchenmix breit gestreut. Insbesondere Möbel- und Heimwerkermärkte haben sogar ausgesprochen gute Umsätze vermeldet. Die Gastronomie und der Einzelhandel kämpfen und müssen auf neue Strategien setzen, letztere auch durch verstärkten online-Handel. Mit der Einführung von Eching-Gutscheinen versucht die Gemeinde, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und Kaufkraft im Ort zu erhalten.

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Zur Info: Für alle Fragen zum Kauf von Gutscheinen, aber ebenso bei Anliegen von Gewerbetreibenden und Dienstleistern steht als Ansprechpartnerin Wirtschaftsförderin Ines Stadler zur Verfügung. Tel.: 089 319000-49, Mail: wirtschaftsfoerderung@eching.de, www.eching.de/wirtschaftsfoerderung

Die größte Baustelle stellt momentan das Rathaus dar. Wie läuft es dort mit dem Baufortschritt?
Beim Großprojekt Rathausumbau haben wir die corona-bedingten Überraschungen bewältigt, ohne dass dies Auswirkungen auf Kosten oder Zeitpläne gehabt hätte. Die Rathaus-Architekten und unsere Verwaltung haben hier sehr gutes Management bewiesen. Auch die Kosten im „Gesamtpaket“ von 15 Millionen bleiben im veranschlagten Rahmen. Wir werden ab Mai 2021 wieder in der Ortsmitte für unsere Bürgerinnen und Bürger da sein.

Für wann ist ein Baubeginn der FFW Günzenhausen realistisch?
Aus meiner Sicht ist es zwingend erforderlich, uns darauf zu besinnen, was wirklich essentiell ist für eine Feuerwehr. Wenn wir den Bau des Feuerwehrhauses mit dem Bau eines Bürgersaals kombinieren, würden sich viele Synergien im Bau und in der Nutzung ergeben und es rechtfertigt Mehrkosten für die Allgemeinheit. Auf Wunsch der Günzenhausener Vereine prüfen wir derzeit parallel die Machbarkeit und die Kosten eines eigenständigen Bürgersaals auf fremdem und baulich schwierigem Grund neben dem Gasthof. Diese Machbarkeitsstudie wird im März vorliegen und wird dann umgehend dem Rat präsentiert, damit wir eine finale Entscheidung über den Standort des Bürgersaals treffen können. Auch wenn wir den Turbo einlegen, ist ein Baubeginn noch in diesem Jahr aus meiner Sicht nicht realistisch. Ich rechne im Frühjahr 2022 mit dem ersten Spatenstich.

Kann die Tennisabteilung des SC Eching den nächsten Winter mit der neuen Halle planen?
Die Planung wurde beschlossen, eine Baufirma ist beauftragt und wird nach dem Frost umgehend mit den Fundamentierungsarbeiten beginnen. Wir werden alles daran setzen, die Tennishalle bis zum Winter 2021/22 in einen spielfertigen Zustand zu bringen. Die Sanitärräume, die Gymnastikhalle und die Wohnräume werden dann in 2022 fertiggestellt werden.

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Wie schaut es mit dem staatlichen Förderantrag zur Ortsentwicklung aus? Welche Vorschläge gibt es für die Nutzung des Huberwirts?
Ich bin sehr froh, dass der Gemeinderat einstimmig meine Bestrebungen zur Aufnahme in die Städtebauförderung unterstützt. Es geht aus meiner Sicht um eine einladende Gestaltung unseres Bürgerplatzes, die künftige Nutzung des Huberwirts und um eine Perspektive, wie sich der Ortskern Echings in den kommenden Jahrzehnten baulich und gestalterisch entwickeln soll. An diesem Prozess werden wir auch Grundstückseigentümer und interessierte Bürger*innen beteiligen, sobald die Förderbewilligung vorliegt. Die Gaststätte Huberwirt würde ich persönlich gerne erhalten, da es ein ortsprägendes Gebäude ist und ein gut-bürgerliches Restaurant an dieser Stelle seinen angestammten Platz hat. Im Hoteltrakt könnte ich mir Betreutes Wohnen vorstellen und im Erdgeschoss eine offene Volkshochschule und Vereinsräume.

Eine Baustelle (im übertragenen Sinn) ist die gemeindliche Homepage. Wie weit ist der neue online-Auftritt der Gemeinde gediehen?
Unsere IT war dieses Jahr stark gefordert aufgrund der Umstellung vieler Arbeitsplätze auf Home Office. Bis Mai 2021 hat dann der Rathausumzug absolute Priorität. Wir werden unsere gesamte IT-Infrastruktur erneuern, einschließlich der Möglichkeit des mobilen Arbeitens mit Notebooks für alle Angestellten. Parallel läuft die Ausstattung unserer beiden Grundschulen und der Mittelschule (Stichwort Digitalpakt) mit zeitgemäßer IT-Infrastruktur. Sobald wir im neuen Rathaus angekommen sind, wird die Homepage angepackt.

Eine Gemeinderatsmehrheit hat sich dafür ausgesprochen, Grundstücke im vergünstigten Wohnbaumodell nur noch über Erbpacht zu vergeben, den vergünstigten Verkauf ab sofort einzustellen. Welche Gründe sind für diese teilweise Abkehr vom Echinger Modell maßgeblich?
Dies ist keine Abkehr vom Echinger Modell, sondern eine Bekräftigung! Dessen Grundidee war und ist es, möglichst breiten Schichten der Bevölkerung bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Da sich die Preise für Grund und Boden seit 2014 in Eching verdoppelt und in Dietersheim verdreifacht haben, können sich Familien mit einem mittleren Einkommen auch im Wohnbaulandmodell die Grundstückspreise nicht mehr leisten (außer in einem nicht kontrollierbaren „Erbenmodell“). Während bei einem Verkauf der Grundstücke einmalig sehr viel Geld in die Gemeindekasse fließt, können wir und die folgende Generation bei einer Vergabe im Erbbaurecht mit kontinuierlichen langfristigen Einnahmen rechnen. Damit wird es den heutigen Entscheidungsträgern ermöglicht, „generationengerecht“ zu handeln. Dies gilt im Bereich der kommunalen Finanzen genauso wie bei Energiewende und Klimaschutz. Was auch gegen den Grundstücksverkauf spricht: Käufer können nach einer Bindungsfrist von fünf Jahren Haus und Grundstück am freien Markt veräußern und die durch die Gemeinde gewährte Vergünstigung einstreichen: Gemeinde und Allgemeinheit gehen dann leer aus.

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Wie belastbar sind die Finanzen der Gemeinde Eching?
Vorweg: Es ist gelungen, den Haushalt 2021 ohne Neuverschuldung aufzustellen, obwohl wir zahlreiche große Projekte schultern werden. Auch ist es generationengerecht, wenn wir nicht über unsere Verhältnisse leben und keine hohen neuen Schulden aufnehmen. Rentierliche Schulden für Investitionen, die der Gemeinde Einnahmen bringen, wie etwa für den Wohnungsbau, halte ich für legitim und sinnvoll.

Wird es 2021 einen Bürgerhaushalt geben?
Ja. Corona und Haushaltseinbrüche hin oder her. Die 50.000 EUR des Bürgerhaushalts haben in den letzten beiden Jahren so viele sinnvolle Ideen unserer Bürgerinnen und Bürger zur Umsetzung gebracht, dass es wirklich gut investiertes Geld ist.

Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft: Wann glauben Sie, dürfen wir alle wieder zur Normalität zurückkehren? Sehen Sie heuer eine Chance für große Veranstaltungen wie das Kulturfest oder die Brass Wiesn?
An der Stelle ist es doch auch mal legitim zu sagen: Ich weiß es nicht. Wir sollten klare Prioritäten setzen: zunächst muss in der Kinderbetreuung, in den Schulen, den Krankenhäusern und den Pflegeheimen wieder Normalität einkehren. Dann sollte unsere Wirtschaft, angefangen von der Gastronomie über Einzelhändler bis zur Industrie wieder durchstarten. Wenn all das wieder in geregelten Bahnen läuft und im Sommer ein Großteil der Menschen geimpft sein wird, sehe ich Licht am Ende des Tunnels. Da Veranstaltungen wie unsere Echinger Kulturtage oder die Brass Wiesn einen langen zeitlichen Planungsvorlauf haben, bin ich für den Sommer 2021 eher pessimistisch.

Eine letzte Frage: Werden Sie sich impfen lassen?
Wenn ich an der Reihe bin, dann sofort! Ich will hier aber keine Sonderbehandlung. Meine Oma und die meiner Frau, 90 und 94 Jahre und im Pflegeheim, wurden im Januar bereits geimpft. Das ist mir viel wichtiger als meine eigene Impfung als junger gesunder Mensch.

Das Interview führten Heiko Schmidt und Ulrike Wilms.

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