Schloss Ottenburg im Jahre 1699 nach einem Aquarell auf Papier von Valentin Gappnigg (Diözesanmuseum Freising)
Viele runde Vereinsgeburtstage konnten aufgrund der Corona-Pandemie nicht gefeiert werden. Aber auch ein „vierstelliges“ historisches Jubiläum droht jetzt völlig in Vergessenheit zu geraten: Das 1.000-jährige Bestehen der im Mittelalter sehr bedeutenden, großen Festung und Burganlage der Ottenburg, dem späteren Schloss Ottenburg.
Lange, bevor „Munichen“, die heutige Landeshauptstadt München, in den Annalen der Geschichtsschreibung eine Rolle spielt, erscheint im 11. Jahrhundert in Verzeichnissen von Besitzwechseln die Namen „Otinpurc“ oder auch „Outinpurk“. Der Name leitet sich vermutlich von einem Adeligen namens „Uto“ oder „Otto“ her, auf den Burg und Siedlung zurückgehen.
Nach derzeitigem Forschungsstand erscheint die erste und älteste schriftliche Erwähnung von „Otinpurc“ um 1020 in einem Güterverzeichnis des Klosters Tegernsee, bis 1803 die wichtigste Benediktinerabtei Oberbayerns. Diese hatte zu jener Zeit mehrere Besitztümer in der damaligen Pfarrei Fürholzen, darunter „Otinpurc“. Schon kurze Zeit nach dieser Ersterwähnung taucht die Ottenburg in der Geschichte als Lehen des Freisinger Fürstbischofs und Sitz der Hofmark auf. Daraus leitet sich auch ihre herausragende Stellung im Mittelalter ab, denn in der Ottenburg wurde unter anderem auch die so genannte niedere Gerichtsbarkeit ausgeübt.
Die mittelalterliche Burg wird im Zuge der Konflikte mit den bayerischen Herzögen unter Bischof Otto I. von Freising neu befestigt und zum Bollwerk gegen den damaligen weltlichen Machthaber ausgebaut, den bayerischen Herzog Heinrich den Löwen. Höhepunkt der erbitterten Auseinandersetzungen ist der berühmt-berüchtigte „Föhringer Brückenstreit“, bei dem letzterer 1158 die auf Freisinger Terrain liegende Isarbrücke abbrennen ließ, um ein paar Kilometer stromaufwärts bei „Munichen“, an der Stelle der heutigen Ludwigsbrücke, eine neue zu errichten. Damit verlor der Freisinger Bischof seinen einträglichen Brückenzoll für den gesamten Transportverkehr, allen voran den wichtigen Salzhandel. Im so genannten Augsburger Schied am 14. Juni 1158 entschied Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem Reichstag in Augsburg, dass Heinrich der Löwe ein Drittel der Zolleinnahmen an den Freisinger Bischof abgeben muss. Somit gilt der Bau der neuen Brücke als Geburtsstunde des gegenüber Freising immer bedeutender werdenden Münchens.
Noch immer ist die Ortschaft Ottenburg mit ihren rund 200 Einwohnern geprägt von Schloss und Schlosskapelle. Allerdings dürfte vielen Gemeindebürgern ihre historische Bedeutung völlig unbekannt sein. Gemeinsam mit Deutenhausen und Günzenhausen gehört der Ort Ottenburg heute, seit der Eingemeindung im Jahr 1978, zu den nördlichen, auf einer Hügelkette gelegenen „Satelliten“ der politischen Gemeinde Eching. Davor aber konnte man über Jahrhunderte in Urkunden lesen: „Eching bei Ottenburg“.
So „verwunschen“ schaut das Schloss Ottenburg heute aus, das sich in Privatbesitz befindet.
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.