Der österreichische Kabarettist und Schauspiel Alfred Dorfer zu Gast im Echinger Bürgerhaus
Witzige Wortspiele , temporeiche Pointen „und“ noch vieles mehr
Nach über drei Monaten pandemiebedingter Zwangspause gingen im Echinger Bürgerhaus am 29. Januar kulturell wieder die Lichter an. Bürgerhausleiterin Ulla Grabow, ein bestens unterhaltenes Echinger Publikum und nicht zuletzt der bekannte österreichische Kabarettist und Schauspieler Alfred Dorfer freuten sich gemeinsam, dass diese für alle entbehrungsreiche und schwierige Durststrecke zumindest einen gelungenen Abend lang zu Ende gegangen war, corona-konform versteht sich. In der ersten Bürgerhausveranstaltung des neuen Jahres 2022 überzeugte als Ein-Mann-Theater der 60-jährige, promovierte Bühnenkünstler mit einer rundum gelungenen satirischen Weltsicht von absurd bis zynisch und diversen An- und Einsichten über A wie Alltag bis Z- wie Zeitgeist und wusste mit seinem Programm „und“ das Publikum zu erheitern und zu begeistern.
Auf der dunklen Bühne, die bis auf ein paar Umzugskartons, einen Stuhl und einen Garderobenständer leer ist, setzt Dorfer viele kleine assoziativ aneinandergereihte Episoden, Rollenspiele und Exkurse ausdrucksstark und wandlungsfähig in Szene. Seine Hauptfigur und Alter Ego befindet sich offensichtlich in einer Phase zwischen Abschied von einer alten und Ankunft in einer neuen Wohnung, also irgendwie beim titelgebenden „und“.
Es geht also – beispielsweise – um Handys und Essgewohnheiten und Angewohnheiten, um Frauenrechte und Liebe und Kindererziehung, um das Verhältnis zwischen Österreichern und Deutschen und Europäern, um den Anfang der Welt und die Gegenwart und das Ende, …
Ein zentrales Thema der Menschheitsgeschichte stellt für Dorfer die schwierige Kommunikation zwischen Mann und Frau dar und ihr steter, aber vergeblicher Versuch, in „Beziehungsoptimierungsgesprächen“ die grundliegenden Missverständnisse zwischen den Geschlechtern auszuräumen. Er sieht dieses Unterfangen als bereits in der Steinzeit gescheitert an, als „der Jäger zum Stammler“ wurde.
Den witzigen Wortspielen und temporeichen Pointen, mit denen er zwischen seinen fragmentarischen Erkenntnissen, teils auch Selbsterkenntnissen, hin- und herschweift, merkt man Dorfers Freude am Formulieren und Fabulieren an. In einer seiner gedanklichen Miniaturen äußert er sich zu ungeschriebenen Dresscodes“: So sollten „Buben über 50“ laut Dorfer keine kurzen Hosen tragen, auch nicht bei hohen Temperaturen, denn wer habe jemals „Beduinen in Bermudas“ gesehen? Eine bitterböse Lehrstunde hatte er dem von ihm so genanntem „höheren Gelabere“ gewidmet. Er entlarvt den inflationären Gebrauch von Anglizismen als den Versuch von Wichtigtuern, über Banalitäten und die eigene Mittelmäßigkeit hinwegzutäuschen. Übertreibungen und Beschönigungen (auch Euphemismen genannt), sind ihm ebenfalls ein Gräuel, das er seinerseits mit dem Mittel der Übertreibung an den Pranger stellt, beispielsweise hiermit: „Er ist nicht tot, er macht eine Daseinspause“ oder auch damit: „Wenn eine Eisenbahn durchs Zimmer rauscht, nennt man das verkehrsgünstig.“
Der eine oder andere Running Gag begleitet den kurzweiligen Abend, wie folgende Weisheit: „Wenn’s läutet, ist meist jemand vor der Tür“ – ergänzt durch den Satz, „Das weiß ich aus der Hirnforschung“. Dorfer ist politisch, spricht in einem Atemzug von Ideologie und Idiotie. Es ist gesellschaftskritisch, diagnostiziert bei seinen Zeitgenossen eine „infantile Instanzgläubigkeit“, die gewohnheitsmäßig in der – unbewiesenen – Behauptung mündet: „Das ist wissenschaftlich erwiesen.“
Er klopft Philosophisches auf seine Alltagstauglichkeit ab und lässt die große Frage „Ich denke, also bin ich“ grandios als „Unsinn“ beziehungsweise „Fake News“ scheitern: „Was heißt das also: Wenn ich beim Aldi zwei Bananen stehle und denk mir nichts dabei, war ich’s dann nicht?“ Von ihm kann man auch lernen, dass „Wissen hilft, aber nicht wirkt“.
Wirkung gezeigt hat bei diesem kurzweiligen Kabarettabend auf jeden Fall der Humor. Das Echinger Publikum sparte nicht mit Applaus und hatte – möglicherweise – dabei auch eine von Alfred Dorfers Kernaussagen im Kopf: „Humor ist eine Form der Intelligenz.“
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.