Engagierter Nachwuchs bei der Freiwilligen Feuerwehr Eching übt fleißig für den ersten Einsatz.
Kameradschaft, die der „Wahnsinn“ ist
Grau und schwer hängen die Wolken tief über Eching, es regnet Bindfäden an diesem Samstagmorgen im Dezember – perfekte Bedingungen, um die Couch nur für das Allernotwendigste zu verlassen. Doch trotz der widrigen Verhältnisse stehen rund 15 wackere Männer, in kleinen Gruppen verteilt, auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr. Mit voller Montur und feuchtem Mundschutz hören sie ihren Ausbildern aufmerksam zu, die unterschiedliche Einsatzgeräte erklären, oder stecken Felder ab und liften schwere Steine mit einem Brecheisen. „Unsere „Neuen“ sind zwischen 16 und 32 Jahre alt, also eine große Alterspanne, darunter haben wir auch Quereinsteiger, das sind entweder Leute, die schon früher bei der Feuerwehr waren oder schon etwas älter und das erste Mal dabei sind“, erklärt Julius Ahlborn vom Presseteam der Freiwilligen Feuerwehr Eching gut gelaunt.
Spaß trotz Corona
Während der Pandemie die Ausbildung zu durchlaufen, fordert wegen der allgegenwärtigen und ständig wechselnden Hygieneregeln viel von den Kandidaten: „Sie können nicht einmal alle Kameraden kennenlernen. Das gemütliche Zusammensitzen, der gesellige Austausch untereinander, alle Feste fallen ja komplett aus und trotzdem sind sie mit so viel Engagement dabei, das ist großartig“, stellt Ahlborn fest. Dennoch sind die Aspiranten fest entschlossen, dabei bleiben zu wollen, so wie der 16-jährige angehende Kfz- Mechatroniker Felix Meier: „Ich habe mich von klein auf für die Feuerwehr interessiert. Nach meinen ersten Eindrücken ist es sogar viel besser, als ich es mir immer vorgestellt habe, vor allem die Gemeinschaft, auch wenn ich bisher nicht alle kenne, und wie alles ineinander greift.“
In Eching brennt die Leidenschaft
Wenn der Alarm plötzlich schrillt und es um Sekunden geht, die Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatzort rast, um hochschlagende Flammen zu löschen und Menschen unter Einsatz des eigenen Lebens zu retten, sind das Bilder, die vor allem kleine Jungen faszinieren: „Wenn ich groß bin, will ich auch Feuerwehrmann werden“, gehört zu den Top 10 geäußerter Berufswünsche kleiner Buben. Leider können sich viele diese Begeisterung nicht über das Grundschulalter hinaus bewahren. Vielerorts klagen Feuerwehren, vor allem die Freiwilligen, über Nachwuchssorgen. In Eching aber, springt der Funke über, zumindest aktuell. Knapp zehn Anwärter trainieren seit rund einem Jahr für den Einsatz.
„Man hilft Menschen da, wo sie selbst nicht mehr weiterkommen. Das ist schon ein gutes Gefühl.“
Florian Thielsch, Feuerwehrmann-Anwärter
Etwas tun für die Gemeinschaft
Pascal Nettel ist einer von ihnen. Der 16-Jährige ist gleichermaßen fasziniert von der der Kameradschaft und der großen Abwechslung: „Ich bin durch meinen Vater, aber auch durch einen Tag der Offenen Tür, den ich mit der Schule besucht habe, dazu gekommen. Man hat hier Leute, die dasselbe Hobby teilen, das ist richtig toll.“ Seine Begeisterung ist spürbar. Mit Feuereifer beobachtet der junge Mechatroniker im zweiten Ausbildungsjahr jeden Handgriff seines Ausbilders während einer Rettungsübung. Genauso wie Florian Thielsch (16, Anlagen-Mechatroniker-Azubi), der durch die Geschichten befreundeter Feuerwehrler motiviert nun selbst bei den Floriansjüngern antritt: „Es macht so viel Spaß, wie sie es immer gesagt haben. Man hilft Menschen da, wo sie selbst nicht mehr weiterkommen. Das ist schon ein gutes Gefühl.“ Mit 31 Jahren zählt Jörg Eyermann zu den klassischen Quereinsteigern: „Ich will einfach der Gesellschaft etwas zurückgeben, weg von dem harten wirtschaftlichen Beruf. Jeder hier hat ganz persönliche Beweggründe, mitzumachen und seine Zeit zu opfern. Alle wollen etwas Gutes tun, das ist das gemeinsame Ziel, das uns alle verbindet.“
Fast bereit
Obwohl es Corona, den Kameraden nicht leicht macht, sind die Neulinge inzwischen mit vielen Dingen des Feuerwehralltags vertraut, nur wenige Einheiten stehen noch auf dem Stundenplan. „Den Funkdienst haben wir bisher noch nicht gemacht und die „Erste Hilfe“ steht noch aus“, weiß Pascal Nettel. Der junge Mann ist stolz auf seine erlernten Fähigkeiten: „Andere Leute laufen weg und haben Angst und ich weiß, wie ich zum Beispiel Feuer bekämpfen und damit den Menschen helfen kann.“ Bis er und seine beiden jungen Kameraden ausrücken dürfen, dauert es allerdings bis 2022, denn erst dann sind sie volljährig. So lange muss Jörg Eyermann nicht mehr warten. Sein erster Einsatz ist in Reichweite: „Ich glaube, dass er jedem Fall sehr aufregend wird, zumal die erfahrenen Kollegen sich dann auch auf mich verlassen“, gibt der „Bald-Feuerwehrmann“ zu. „Davor hat sicher jeder ein bisschen Bammel.“
Frauen willkommen
Unterm Strich sieht es also derzeit gut aus bei den Floriansjüngern, sie vermissen nur eines: „Leider haben wir keine Frauen. Wir sind eine der ganz wenigen Feuerwehren ohne weibliche Verstärkung“, bedauert Julius Ahlborn, daher freut er sich besonders auf die nächste Ausbildungsgruppe: „Ein Mädel hat fix zugesagt, aber es dürfen noch viel mehr werden. Wenn sich ein Mädel interessiert, soll sie sich einfach melden.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.