Kabarettist Christian Springer in Zeiten von Krieg und Corona

Kategorie: Kultur

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Rastlos, mitunter ratlos – aber niemals sprachlos, so präsentierte sich der Kabarettist Christian Springer im Bürgerhaus.

„Es ist viel los – und es war schon immer so“

 „Es ist viel los“, rekapitulierte Kabarettist, Autor und Schauspieler Christian Springer, seit 35 Jahren unterwegs in Sachen humorig-satirischer Kleinkunst bei seinem Auftritt am 18. Mai im Bürgerhaus. Neben der Erleichterung und Freue, wieder „live“ auf der Bühne stehen zu können (Zitat: „Wir leben von Geld, nicht von Applaus“), sinniert er über seine Zweifel, wie Kabarett denn so ankommt in Zeiten von Krieg, Corona, Flüchtlings- und Klimakrise. Als Rezept gegen letztere mag da vielleicht sein neuestes Buch mit dem Titel „Bitte sagen Sie die Klimakatastrophe morgen ab! Ich habe wichtige Termine“ hilfreich sein. Aber zurück „zum Ernst des Witzes“ (Zitat Springer): Wie geht man als Künstler um mit den existentiellen Problemen und Fragen unserer Zeit, die nicht dazu ermuntern, „mit einem Grinsen auf die Bühne“ zu kommen? Springers Antwort ist profan und wahr: „Egal, wie deppert wir sind: „Es geht immer weiter“. Da ist er selbst dann mit dabei, auch neben und hinter der Bühne mit seinem caritativen Engagement, vor allem mit dem Hilfsprojekt Orienthelfer e.V.

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Atem- und rastlos, ja auch etwas ratlos, so springt Christian Springer – nomen est omen – durch seine Themen. Dazu zählt ein detailreicher historischer Exkurs zur Entstehung der Deutschen Nationalhymne, die so „deutsch“ gar nicht ist, sondern eher ein internationales Zufallsprodukt. AfD und CSU bekommen von ihm ebenso ihr Fett weg wie das gesprochene Gendersternchen. Springer redet nicht, er sprudelt, laut und ohne Punkt und Komma. Vieles wirkt dabei spontan, ist aber sehr wohl kalkuliert, denn Springer ist ein Sprachkünstler mit einem Faible für Skurriles und Absurdes. Eine Steilvorlage für einen Bayern, der sich intensiv mit Sprache beschäftigt, liefert zwangsläufig der bairische Dialekt. Zur Vermeidung von gravierenden Missverständnissen etwa bei der Feuerwehr (ausgesprochen Feierwehr) schlägt Springer deshalb vor, wenn es brennt, nicht Feuer (Feier) zu rufen, sondern auf eine exotherme Oxidationsreaktion hinzuweisen. Eine kurze Würdigung bayrischen Kulturguts fehlt ebenfalls nicht, dem auf jeden Fall der Preußenwitz (gesprochen Preißenwitz) zuzuordnen sei. Ein dankbares Feld für einen Kabarettisten sind Sprichwörter, wie exemplarisch „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Und da wechselt Springer von der gewohnten Vogel- zur ungewohnten Wurmperspektive: „Mir san der Wurm“ lautet seine Erkenntnis und: „Der Wurm ist der Depp der Evolution“. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Schlussfolgerung und (Überlebens-)Philosophie: „Der späte Wurm verarscht den Vogel.“

„Was wir brauchen: Zusammenhelfern, dass die Welt normaler wird.“

Christian Springer, Kabarettist

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Was nehmen die Menschen mit an bleibenden Eindrücken des Jahres 2022 fragt sich Springer zum Schluss? Mit kabarettistischem und durchaus etwas fatalistischem Weitblick ist er sich sicher, dass die Quintessenz lauten wird: „Es war schon immer so“… Es bleibt auch ein „Trotzdem“, denn ebenso gilt: „Es geht immer weiter.“

Für Sie berichtete Ulrike Wilms.

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