Gruppenbild der diesjährigen Lebensmittelretter auf der Brass Wien. links mit dem Lastenrad Astrid Sachs
Ihr Einsatz erfolgt fast gänzlich im Verborgenen und beginnt, wenn sich das Festival und seine Besucher zur Ruhe begeben. Die Rede ist von den lokalen Foodsavern, die in diesem Jahr Anfang August bereits zum 7. Mal auf der Echinger Brass Wiesn Lebensmittel retteten – und sich damit direkt und kostenlos um das leibliche Wohl der zahlreichen Crew-Mitglieder kümmerten.
Wertvolle Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren, ist bei der Familie Sachs eine Herzensangelegenheit. Angefangen mit Foodsharing und auch den ersten Kontakt zum Festival aufgenommen haben die beiden Schwestern Anna und Sophia. Ihre Mutter Astrid, gemeinsam mit ihrem Ehemann in Eching zuhause und vielen als Kirchenmusikerin und Musiklehrerin bekannt, engagiert sich ebenfalls. Sie hat in diesem Jahr die Koordination und Organisation der Lebensmittelretter aus dem Landkreis bei der Brass Wiesn übernommen. „Foodsharing auf Festivals ist durchaus verbreitet“, erklärt sie. „Die meisten Caterer freuen sich, wenn die zubereiteten Speisen und frischen Zutaten nicht im Müll landen, sondern verwertet und verwendet werden“ so ihre Erfahrung. Oftmals haben die Essensstände große Mengen an fertigen Gerichten und verderblichen Lebensmitteln übrig, die nur für den Direktverzehr zugelassen sind und andernfalls vernichtet werden müssen.
Essensausgabe
Bereits vor Festivalbeginn kontaktieren deshalb die Lebensmittelretter die Standlbetreiber und Gastronomen, um zu erfragen, ob sie mit foodsharing kooperieren wollen und wie und wann die tägliche Abholung am späten Abend von statten gehen soll. Erst wenn das Infield geräumt wird und die Stände schließen, geht es dann los: Die Teams verteilen sich nach Plan, es müssen viele Eimer mit Deckel bereit stehen und die geretteten Lebensmittel müssen zum Crew-Camping transportiert werden. Interessantes Detail: Zum Einsatz als maßgeschneidertes Transportmittel kam dabei „Nora“, das in Eching stationierte kostenlos entleihbare Lasten-E-Bike, das zur Flotte der Leihräder innerhalb der NordAllianz-Kommunen gehört und sich reger Nachfrage erfreut.
Ihren „temporären Fairtailer“ hatte die Gruppe also auf dem Mitarbeiter-Campingplatz aufgeschlagen, sehr zur Freude der vielen Einsatzkräfte, die nach Beendigung ihrer anstrengenden Service- Sicherheits- und Facility-Dienste das kulinarische Verwöhnprogramm sehr zu schätzen wussten – und sehr dankbar dafür waren, vor dem Schlafengehen so toll betreut und mit Speis und Trank versorgt zu werden. Die Essensausgabe beginnt, sobald die erste Lieferung angekommen ist und dauert immer bis zu den frühen Morgenstunden. So stehen durchgehend ca. 5 bis 10 erwartungsvolle „Kunden“ am Verteiler und sind gespannt, was es da so gibt. Das ist immer eine kleine Überraschung, denn natürlich bleibt die Frage offen, was übrig geblieben ist. „Was für uns auch schön ist, das ist die freundschaftliche, gelöste Atmosphäre, so Astrid Sachs. Die fröhlichen Gespräche beginnen oft mit den Worten: „Schön, dass Ihr in diesem Jahr auch wieder da seid!“
Hintergrund: Seit 2014 ist Freising Foodsharing-Stadt, also bereits zwei Jahre, nachdem sich Foodsharing Deutschland gegründet hat. Dabei wird an vielen verschiedenen Standorten eine direkte lokale Kooperation mit Supermärkten, Bäckereien, Cafés oder auch Wochen- und Weihnachtsmärkten aufgebaut. Als Abgabestellen (Fairteiler) in Freising sind die Hochschulgemeinde und das Café übrig e.V. im Einsatz. Neben der Brass Wiesn kooperieren die lokalen Foodsharer übrigens auch mit dem Uferlos-Festival und dem Afrika-Fest. Infos/Kontakt: www.foodsharing.de
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.